Re: 1975: Studie zum GVP über Reihenfolge U-Bahnbau & Hintergründe 17.01.2014 21:22 |
Für die Kosten einer solchen Station könnte man die Strecke - wenn schon - dann eher bis Gänsemarkt weiter in die Stadt legen. Dann kommen weigstens ein paar Leute ohne Umsteigen zu ihrem Ziel.Zitat
STZFa
Dann wird Stephansplatz eben zur Endststation mit zwei Bahnsteigen und angeschlossener Kehranlage.
Zitat
Glinder
Jetzt hab ich die Quelle wiedergefunden. Hamburger Nahverkehrsnachrichten 22/3 vom Oktober 1975 (nicht 1977) mit Zusammenfassung aus dem "Bericht über die Ergebnisse der Untersuchungen zum Generalverkehrsplan (GVP) Region Hamburg".
Zur Beurteilung und Entscheidung wurden betriebliche Aspekte genommen. Grundlage ist dass auf den U-Bahnstrecken nicht häufiger als alle zwei Minuten gefahren werden kann (120 Sekunden). Nur wenn mehr als eine Bahnsteigkante vorhanden ist kann man häufiger fahren.
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Die Niendorfer U-Bahn kann nicht Stephansplatz ausfädeln weil sonst die U1 östlich davon mit sieben Zügen in zehn Minuten belegt wäre.
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Aus diesen betrieblichen Bedingungen wurde das Netz entwickelt. Es gab zwei Varianten. Der Unterschied war die Niendorfer U-Bahn wie schon von mir geschrieben.
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Variante I von Hagenbeck bis Niendorf und von Stephansplatz bis Lokstedt und von Jungfernstieg nach Lurup. Variante II von Jungfernstieg über Großneumarkt und Grindel und Lokstedt nach Niendorf und von St.Pauli nach Lurup.
Hintergrund war dass die Strecke entlang der M5 (damals Straßenbahn 2) so stark nachgefragt wäre dass man die U1 überlastet hätte. Darum hat man Niendorf und Lokstedt dann über zwei Linien angeschlossen.
Zitat
Hamburger Abendblatt vom 24.11.1975
Der 30. Oktober 1966 war ein großer Tag für Hagenbecks Affen: Sie erhielten auf Staatskosten U-Bahn-Anschluss zur Innenstadt. Fortan rollte Linie U 2 bis zum Tierpark. Natürlich war das den Affen ziemlich egal, nicht jedoch den Bürgern von Niendorf.
Re: 1975: Studie zum GVP über Reihenfolge U-Bahnbau & Hintergründe 19.01.2014 02:29 |
Zitat
Glinder
Ich verstehe dich so dass dein Argument ist dass man die Niendorfer Strecke hätte aus der U1 ohne Probleme abzweigen kann weil die U1 problemlos auf einen Abstand enger als 120 Sekunden gebracht werden kann weil das in München und Stuttgart so gemacht wird.
Zitat
Glinder
Wikipedia merkt zum Münchner Stammtunnel an:
"Bereits 1972 verkehrte die S-Bahn auf der Stammstrecke mit Linienzugbeeinflussung (LZB) mit Führerstandssignalisierung. Aufgrund geringer Verfügbarkeit und weiterer Faktoren wurde das System 1983 außer Betrieb genommen. Im Jahr 2004 wurde auf der Stammstrecke verbesserte LZB-Technik eingebaut, um den Durchsatz der Strecke von 24 auf 30 Züge in der Stunde je Richtung zu erhöhen.[49]"
Das heisst bis 2004 wurde nur alle 150 Sekunden gefahren und seitdem alle 120 Sekunden. Die Stammstrecke hat außerdem in den stark belasteten Haltestellen auf beiden Seiten des Zuges Bahnsteige und damit kann man die Abfertigung auch schneller machen. Man müsste wissen wie die Leistungsfähigkeit der Zugänge Jungfernstieg und Hauptbahnhof ist. Es sind Mittelbahnsteige und nicht so sehr breit.
Zur Stuttgarter Stammstrecke lese ich bei Wikpedia:
"Alle Linien verkehren unter der Innenstadt durch einen zweigleisigen Tunnel bis zum Bahnhof Schwabstraße. Dieser Streckenengpass begrenzt die Zugfolge, die mit 2,5 Minuten planmäßiger Zugfolgezeit bereits recht nahe an die technische Grenze kommt. Dieser Wert resultiert aus dem heute je Linie maximal gebotenen 15-Minuten-Takt. Ein dichterer Takt von S-Bahnen ist mit konventioneller Signalisierung und aufgrund der Fahrgastwechselzeit mit der bestehenden Infrastruktur nicht möglich."
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Glinder
Sieht so aus als ob der Nachweis dass die 120-Sekunden ein Scheinargument waren wird etwas schwierig. Heute gilt übrigens soweit ich weis sogar 150-Sekunden als Grenze auf den U-Bahnstrecken und das Gutachten sagte damals ja auch dass das Problem einer Linie Stephansplatz - Niendorf (Nord) wäre dass im Abschnitt Stephansplatz - Wartenau hätten 7 Züge in 10 Minuten fahren müssen und das ging technisch nicht. Mit der im FNP gewählten Lösung nur bis Siemersplatz wollte man wohl mit nur 5-Minutentakt auskommen.
Zitat
Hamburger Abendblatt vom 05.12.1967
Die Hochbahn denkt nicht daran, die Männer in den Fahrerkabinen einzusparen, wenn die Elektronik generell eingeführt wird. Die Fahrer bleiben zur Kontrolle auf dem Posten, dies auch zur Beruhigung der Fahrgäste! Die Leistungsfähigkeit der Strecken lässt sich durch die Fernsteuerung erhöhen, weil die Züge praktisch unmittelbar hintereinander herfahren können, ohne sich zu nahe zu kommen. Der Zugabstand wird dann nur noch vom Aufenthalt in den Haltestellen diktiert. Theoretisch kann demnach alle 90 Sekunden ein Zug fahren.
Zitat
Hamburger Abendblatt vom 8. März 1971
Beide Testzüge haben bisher bei ihren nächtlichen Fahrten über 80 000 Kilometer hinter sich gebracht. Damit hat die Vollautomatik ihre Bewährungsprobe bestanden.
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Auf dem Elektronik-Abschnitt haben die Fahrer nur noch zwei Aufgaben: sie müssen nach dem Abfahrtszeichen des Haltestellenwärters mit einem Knopfdruck die Türen schließen und mit einem weiteren Knopfdruck den Anfahr-Impuls geben. Alles andere macht die Elektronik.
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Der programmierte Fahrplan garantiert einen Zugabstand von 60 bis 80 Sekunden.
Zitat
Schlussbericht PUSH / Herausgeber: Hamburger Hochbahn AG; Seite 83 Abschnitt 6.2.3
- Zugfolge: Die Möglichkeit zur Verdichtung der Zugfolge durch die "Fahrt auf elektrische Sicht" wurde bei Versuchsfahrten für mehrere hintereinander folgende LZB-Züge bei verschiedenen Geschwindigkeiten demonstriert. Bei einer Reisegeschwindigkeit (Anmerkung von EBostrab: nicht Höchstgeschwindigkeit) von 30 km/h, einschließlich des Aufenthaltes an den Haltestellen, könnten Zugfolgezeiten von bis zu 30 sec erzielt werden.
Zitat
Hamburger Abendblatt Ausgabe Nr. 50 vom 28.02.1973
Die HHA versichert nun ausdrücklich, dass alle heute tätigen U-Bahn-Fahrer und auch jene, die künftig eingestellt werden, ihr ganzes Leben lang bei der Hochbahn einen gesicherten Arbeitsplatz haben.
Wörtlich erklärt die Gesellschaft ihren Fahrern per Rundschreiben: "Ausgangspunkt für die Überlegungen zur Automatisierung sind die geplante Erweiterung des Netzes sowie die zur Hebung der Attraktivität notwendige Verdichtung der Zugfolge. Der Mehrbedarf an Zugfahrern ist angesichts der Arheitsmarktsituation jedoch nur schwierig zu decken." Deshalb müsse das Unternehmen die technische Voraussetzung dafür schaffen, dass auch fahrerlose Züge verkehren können.
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Glinder
Die Hochbahnaussage von 1965 hat sicher auch ein andere Grundlage als heute mit vielen Nachverdichtungen entlang der Strecke. 1977 beförderte die 2 täglich nur 36200 Fahrgäste und was nun den Busbonus ausmacht warum das auf der 5 so viel mehr sind weiss ich auch nicht. Da sich die Nachfrage heute nicht nur Hoheluftbrücke ballt wie 1977 sondern auch zwischen Hoheluft und Dammtor wird die Prognose heute anders ausfallen als damals. Vielleicht wurde 1977 bei den Fahrgastzahlen auch etwas geschummelt und es waren 45000 aber mehr sicher nicht.
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Glinder
Dein Argument sticht eher beim Abzweig von Jungfernstieg U2. Zwischen Jungfernstieg und Hauptbahnhof-Nord kann man mit konventioneller Signalisierung alle 75 Sekunden fahren wenn Hauptbahnhof Nord vier Bahnsteige vorhanden sind.
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Glinder
Dafür hätte man aber eine Verpflichtung gehabt danach bis Winterhude weiterbauen und das wollte damals keiner auf sich nehmen. Die von dir zitierte Rechnung über 300 Mio. D-Mark hätte nicht ausgereicht. Die Neubau-Strecke Jungfernstieg - Niendorf wäre fast doppelt so lang gewesen und hätte Schildvortrieb gebraucht und für die U4 hätte man auch Schildvortrieb gebraucht und die U2 wäre heute noch nicht wirtschaftlich zu den Affen von Hagenbeck unterwegs.
Die Zeitumstände sehe ich genauso: 1975 wäre kurz nach der Finanzkrise ein teureres Projekt nicht möglich gewesen (U2-Abzweig und noch U4-Ost). Dann hätte man auch die U4 im Westen nicht stoppen brauchen. In der Interpretation sehe ich das ähnlich dass die Alternative damals war: über Hagenbeck oder gar keine U-Bahn. Für die Kosten der heutigen U2-Verlängerung wäre man von der U1 oder U2 Jungfernstieg nur bis Siemersplatz gekommen.